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Guyana – Der Luxus der Einsamkeit

Unterwegs in einem größtenteils unberührten Land

Rainer Stoll / 16.10.2019 Blog author avatar

In Guyana gibt es kaum Autos auf den Straßen. Und das hat einen simplen Grund: es gibt kaum Autos und es gibt kaum Straßen. Und genau das ist einer der Gründe, warum mich dieses südamerikanische Land so fasziniert hat. Wenn euch Costa Rica inzwischen zu touristisch ist und Guatemala vielleicht zu unsicher, wenn euch der Oman zu wüst und Kuba zu sozialistisch ist, wenn ihr schon fast überall gewesen seid, dann sollte Guyana unbedingt auf eurer Reise-Bucketlist stehen.  

Ich kenne Costa Rica seit 1990, also seit knapp 30 Jahren und noch kein Land, das ich bisher bereiste, hat mich dermaßen an das damalige Costa Rica erinnert wie Guyana. Kaum Straßenverkehr – wie gesagt, es gibt ja auch kaum Straßen – lebenslustige, aufgeschlossene und zufriedene Menschen, die nicht neidisch zu sein scheinen und vor allem die ursprüngliche Natur, in der man sich fast vergessen könnte. Genau das hat Costa Rica auch schon immer ausgezeichnet. 

Auf noch nicht ausgetretenen Pfaden

OK, wenn man ehrlich ist, gibt es auch nicht so viele Pfade, die bereits ausgetreten sein könnten. Ist man im üppigen Regenwald Guyanas unterwegs, fühlt man sich eigentlich immer, als wäre man der erste Mensch, der überhaupt hier langgeht. Das ist der wahre Luxus der Einsamkeit und die perfekte Gegebenheit für eine Naturreise. Dass hier keine Menschenseele unterwegs zu sein scheint, heißt nicht, dass auch sonst nicht viel los ist. Der Dschungel strotzt nur so voller Leben und hält man Augen und Ohren offen, gibt es überall etwas zu entdecken. 

Vorbei mit der angenehmen Ruhe ist es allerdings, wenn man einen der beeindruckenden Wasserfälle erreicht. Vor allem der Kaieteur-Wasserfall kann es locker mit den Victoriafällen aufnehmen. Mit einer unglaublichen Kraft und lautem Donnern stürzen hier die Wassermassen über 220 Meter in die Tiefe. Ich hatte das Glück eine Stunde für mich ganz allein den Wasserfall zu erkunden – ein extrem intensives Erlebnis! Man kommt sich vor wie in einem Märchen. Gerade, wenn man vorher die Sagen gehört hat, die sich vom Wasserfall erzählt werden. Früher wurden Häuptlinge nicht abgewählt, ein Häuptling war immer Häuptling auf Lebenszeit. Nur wenn er zu alt war und sein Volk nicht mehr führen konnte, wurde er in ein Kanu gesetzt, das den Fluss entlang in Richtung des Wasserfalls trieb. Die Geister der Häuptlinge kann man angeblich noch heute sehen, wenn man früh morgens die Gischt am Wasserfall hochwabern sieht. 

Für leidenschaftliche Vogelbeobachter – wie auch ich einer bin – ist Guyana ein wahres Eldorado. Ganz allein und ungestört kann man hier zum Beispiel die legendäre Harpyie oder den farbenfrohen Guyana-Felsenhahn (Cock of the rock) beobachten. Wir waren zu zweit unterwegs – nur ich und mein Guide, der mir die Schönheit der Natur Guyanas gezeigt hat. „A Draum“ würde der Franke sagen.

Georgetown – die einzige „Stadt“ des Landes 

Wenn einem nach Tagen der Einsamkeit in der guyanischen Wildnis der Sinn nach etwas Trubel steht, dann ist die Hauptstadt Georgetown die richtige Anlaufstelle. Trotz dessen, dass es eine Hauptstadt ist, sprechen wir hier nicht von einer Metropole, sondern von einer Kleinstadt mit karibischem Flair. Und das merke ich sofort, als ich mich von Koch Delven Adams auf den jahrhundertealten Markt entführen lasse. Freundliche Menschen verkaufen hier die ganze Vielfalt, die die kreolische Küche zu bieten hat. Und mir läuft direkt das Wasser im Mund zusammen…

Wir entscheiden uns für Ananas, Kokosnüsse, einen mir unbekannten Fisch und noch weitere Zutaten, die Delven uns in seinem Backyard Café zu einem unglaublich leckeren, kreolischen Menü zaubert. Ich kann es nur empfehlen: unternehmt unbedingt eine Citytour mit Delven. Die Tour ist super und das Essen wie gesagt hervorragend. Ansonsten ist das Essen in Guyana – wie in Costa Rica vor 30 Jahren – sehr bäuerlich geprägt. Meistens gibt es ein deftiges Frühstück, ein leichtes Mittagessen und wieder ein deftiges Abendessen. 

Habt ihr schon mal Seekühe aus nächster Nähe gesehen? Im Botanischen Garten von Georgetown ist das möglich. Ich muss zugeben, wenn man im Regenwald und auf den Flüssen in der wilden Natur unterwegs war und bereits Riesenfischotter oder Mohrenkaimane gesehen hat, ist das Zusammentreffen mit den Seekühen im Botanischen Garten nicht unbedingt ein „Natur“-Highlight. Aber die gemütlichen Tiere leben hier in den Kanälen und können sich bei Hochwasser frei bewegen. Daher sind sie auch nicht immer da. Wenn man Glück hat und etwas Schilf ins Wasser hält, kann es sein, dass sie auftauchen und das Schilf dankbar annehmen. Für mich war es ein ganz besonderes Erlebnis die Seekühe aus nächster Nähe beobachten zu können.

Irgendwie klappt das nicht, oder doch?

Für eine Reise durch Guyana müsst ihr etwas Flexibilität mitbringen. Abfahrtszeiten sind als ungefähre Richtlinie zu verstehen. Wanderkilometer sind grobe Angaben. Wenn es geregnet hat, werden die „Straßen“ zu Rutschbahnen und verringern die Durchschnittsgeschwindigkeit von 60 km/h auf 10 km/h. Kaum vorstellbar? Geteerte Straßen gibt es in Guyana nicht. Straßen sind aus Lehm und ein Bulldozer fährt alle paar Wochen drüber und macht die Straßen – besser gesagt DIE Straße – wieder glatt. 

Meines Wissens gibt es hier nur eine Straße, die in den Süden führt. Deshalb muss man entweder viel Zeit nach Guyana mitbringen, um die Straßen im Jeep zu bewältigen, oder man fliegt mit kleinen, abenteuerlichen Dschungelfliegern zu den einsamen Airstripes (Landebahnen im Urwald). Bei schlechtem Wetter können die Flüge aber auch verschoben werden oder fallen ganz aus. Auch mir ist das auf meiner Reise passiert. Wenn man aber mit einem Veranstalter unterwegs ist, bekommt man immer ein tolles Alternativprogramm geboten. Die Mitarbeiter vor Ort kennen die Gegebenheiten und sind meist bestens darauf vorbereitet. So können sie, entsprechend eurer Interessen, etwas anbieten. 

Außergewöhnliche Menschen in einem außergewöhnlichen Land

Davon, dass Guyana in Südamerika liegt und kaum bekannt ist, darf man sich nicht täuschen lassen. In Guyana zu reisen ist nicht billig. Besonders die Unterkünfte haben für den schlichten Standard oft abenteuerliche Preise. Dies ist allerdings dem Umstand geschuldet, dass aufgrund der fehlenden Infrastruktur alles per Flugzeug transportiert werden muss. 

Was ich ganz toll an den Hotels fand war, dass sie meist eine Geschichte erzählen. Zwei der von mir besuchten Lodges, werden von Indigenen geführt. Ich wurde mehr als herzlich aufgenommen und nutzte die Gelegenheit mit ein paar Menschen aus dem Dorf ins Gespräch zu kommen. Mich als Touristiker hat natürlich vor allem interessiert, wie die Dorfbewohner den Besuch der Reisenden finden. Momentan sind die Bewohner glücklich, Gäste aus aller Welt zu beherbergen, denn durch die Einnahmen der Übernachtungen haben sich ihre Lebensumstände im Dorf verbessert. 

Es gibt jetzt einen Kindergarten, eine Schule und sogar eine kleine Krankenstation. Mich fasziniert immer, wie die Menschen vor Ort mit dem Tourismus umgehen und für sich nutzen. Ich kenne einige Projekte von Indigenen aus anderen Ländern, die es leider inzwischen nicht mehr gibt. Hier in Guyana wird vieles richtig gemacht: Nicht zu schnell wachsen. Alles in der eigenen Hand behalten. Keine Kredite aufnehmen. Nicht alles auf die Karte Tourismus setzen. Ich denke, das sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren. 

Mein Fazit: Für Natur- und Tierfreunde ist Guyana ein Eldorado. Ihr könnt euch auf Seekühe, Riesenfischotter, Mohrenkaimane, Harpyie-Adler und Guyana-Felsenhahn freuen. Und landschaftlich werdet ihr auch nicht enttäuscht – riesige Urwälder mit gigantischen Wasserfällen warten auf Euch.

Unsere Guyana-Reisen


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