Costa Rica ist eines meiner Lieblingsziele und zieht mich schon seit Jahren in seinen Bann. Endlich wieder zurückkehren - eine ungestüme Vorfreude, ein wunderbares Gefühl. Die Planung und Vorbereitungen mit travel-to-nature ist perfekt und alles läuft nach Plan. Ich bin bereit für einen fotografischen Ausflug in ein traumhaftes Land mit atemberaubender Natur, voller bezauberndem Leben in allen nur denkbaren Farben. Vor allem bin ich bald zurück in meinem heiß geliebten Dschungel.
Ankunft in San José
Die Einreise ist tatsächlich reibungslos, obwohl ich ehrlich gesagt schon ein paar Bedenken wegen der „schwierigen Zeiten“ gehabt habe, die sich jedoch ganz schnell als grundlos herausstellen. Touchdown in San José nach etwas mehr als 11 Stunden Flug, den ich teilweise herrlich plaudernd mit meiner Nebensitzerin, einer Reiseleiterin aus Guatemala, verbringe. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kann ich auch meinen Koffer wieder finden und auch der junge Mann, der mich vom Flughafen zu meiner ersten Unterkunft (einem netten kleinen Hotel in Santa Ana) bringen soll, taucht irgendwann auf. Spät am Abend angekommen hat gerade die Küche geschlossen. Aber ich kann die nette Bedienung davon überzeugen, mir noch irgendwo ein Sandwich zu organisieren, welches sich dann allerdings als ziemlich mickrig - dafür aber als ganz schön teuer herausstellt. Egal.
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Das erste kleine Abenteuer
Am nächsten Morgen geht es los! Ich bekomme nach dem Frühstück pünktlich mein Auto gebracht. Perfekter Service: Ich bekomme als Navi ein Handy, mit dem ich überall WLAN habe und perfekt meine Ziele finden kann. Ich taufe meinen Jimny liebevoll „Alfredo“ und los geht’s. Ab in Richtung Norden fast bis an die nicaraguanische Grenze. Die Straßen sind anfänglich gut, dann spannend. Aber Alfredo ist tapfer - nur der erste Gang macht manchmal bedenkliche Geräusche. Ein kleiner Umweg, den ich zu den Catarratas Arrayanes eingeschlagen habe, stellt uns jedoch vor eine große Herausforderung. Ich hab's versucht, auch Alfredo war beherzt und kämpferisch. Aber der vom Regen komplett aufgeweichte Weg, der sehr steil und nur matschig ist, lässt uns mehr rutschen als rollen. Steil bergauf ist das eher mittelgut. Und macht tatsächlich ein Weiterkommen unmöglich. Die Entscheidung ist dann leicht: Ich lass das mal lieber. Eigentlich habe ich noch so viel vor, … also streiche ich den wunderschönen Wasserfall wieder von der Liste. Umso schöner ist es dann, am späten Nachmittag an der Lagune anzukommen, sich erst mal in der Hängematte lang zu machen, um die Wirbel wieder in die richtige Position zu bringen. Dabei dem wundervollen Geräusch der Frösche, der Vögel, des Regens zu lauschen - und hin und wieder auf einen Moskito zu klatschen.
Im grünen Himmel Costa Ricas
Die erste Wanderung im Dschungel war wie erwartet einfach ein Traum! Endlich so richtig durchatmen im grünen Himmel, das Herz ganz weit! Die Gummistiefel bleiben ab und zu im Matsch schmatzend stecken, aber Domingo - mein Begleiter aus der Lodge - hat so viel zu erzählen und zu zeigen und wir haben auch wirklich so viel Glück! Uns umschwirren die Kolibris, wir sehen so viele verschiedene Vögel in allen möglichen und unmöglichen Farben und Formen, er lockt eine Tarantel aus ihrem kleinen Erdloch, die Erdbeerfröschchen hüpfen vor uns weg … Und wieder einmal kann ich erleben, wie faszinierend der Wald und seine Bewohner sind, welche Pflanzen zum Heilen taugen und welche Lebewesen mit Pflanzen eine Symbiose eingehen, … was unsere faszinierende Natur alles zu bieten hat, wenn wir nur die Augen öffnen. Ich bin im Glück. Nur als wir eine marode Holzbrücke überqueren müssen, bei der in der Mitte einzig ein paar morsche Längsstreben übrig sind und der Rest komplett weggebrochen ist, weil möglicherweise ein Tapir zu schwer für die morschen Balken war, da habe ich dann doch wieder ein bisschen Herzklopfen.
Am Abend zum Essen lecker Rotwein, den man dort „leider“ nur flaschenweise bekommt, rundet einen solch wundervollen Tag perfekt ab. Es sind viele Fotografen dort. Das hat auch seinen Grund: Einen perfekteren Ort für birdwatching gibt es wohl kaum. Ich bin für meinen Teil sehr begeistert, habe unzählige Vogelarten ganz nah vor der Linse und bin fast ein bisschen traurig, dass ich diesen wundervollen Ort bald wieder verlasse - aber wie schon gesagt: Ich hab ja noch so viel vor!
Die La Tigra Rainforest Lodge
Nächstes Ziel: La Tigra Rainforest - diese Lodge habe ich schon seit so langer Zeit auf meinem Zettel und bin sehr gespannt, ob sich meine Vorstellungen bewahrheiten. Die Fahrt dorthin ist unglaublich schön. So viele Stopps auf dem Weg, wegen unglaublicher Landschaften oder aber wegen „Heidenlärm“. Die Aztekensittiche sind unterwegs! Ich filme die Vogelschwärme mit Begeisterung, die wirklich laut lärmend kaum erkennbar im Baum sitzen, um dann noch mehr lärmend eine Runde zu drehen. Auch ziemlich coole Mitzieher gelingen und ich verbringe richtig viel Zeit mit diesen putzigen Alarmgenossen. Dann bin ich endlich in der Lodge angekommen. Fühle ich mich sofort wie daheim. Es ist ein Traum, obwohl es in Strömen regnet, beziehe ich mit Wonne mein Baumhaus (oder besser gesagt: Zimmer auf Holzstelzen, welches aus den Bäumen, die bei der Gründung gepflanzt wurden, gebaut ist) und lasse erst mal alles aus Hängemattensicht auf mich wirken. Direkter Blick in den fast unberührten Urwald: grandios! Später lässt der Regen nach und ich mache mich mit Kamera und Gummistiefeln bewaffnet auf den ersten Walk im Wald. Auf Spurensuche, was da alles kreucht und fleucht. Und bin wie immer hingerissen. Vom Äffchen bis hin zum Aguti - alles Mögliche kreuzt meinen matschigen Weg. Wunderbare Langzeitbelichtungen von kleinen Kaskaden am Bach und später Nachtaufnahmen vom Rotaugenlaubfrosch lassen das Fotografenherz ganz heftig klopfen. Ich bin fasziniert von einem unschlagbaren Froschkonzert. Am nächsten Tag bin ich mit Adolfo Quesada Alfaro (dem Manager der Lodge) unterwegs und lasse mir von ihm alles zeigen und erklären. Er erzählt mir von den Ambitionen, diese Lodge zu gründen, den wundervollen Ideen und Gedanken, die hinter diesem Regenwald-Projekt stecken und was im Lauf der Jahre alles daraus entstanden ist. Bis hin zur Nominierung für den deutschen Nachhaltigkeitspreis. (Ich werde an anderer Stelle noch darüber berichten). Wir machen einen Rundgang durch den Permakulturgarten, schnabulieren uns durch sämtliche Kräuter, schnuppern hier und dort und wandern auf den neu angelegten Trails des Bosque La Tigra Project, wir diskutieren über die Infotafeln entlang der Wege und ich bestaune die neuen Education-Räumlichkeiten. Adolfo lässt nichts aus. Ganz im Gegenteil: Er sprüht vor Enthusiasmus für das Projekt und muss sich manchmal vor Ergriffenheit fast ein Tränchen wegwischen. Was für ein herzensguter Mensch und was für ein grandioses Projekt!
Unterwegs im Rincón de la Vieja
Auch hier tut es mir fast leid, dass ich wieder weiter will - hier kann man es wirklich problemlos länger aushalten - aber ich möchte ja nach einem Abstecher zum Vulkan Arenal über La Fortuna weiter in den tropischen Trockenwald in die Guanacaste Region, um Schwefelquellen und blubbernde Schlammlöcher zu entdecken. Von der Hacienda Guachipelin bin ich allerdings etwas enttäuscht. Was ich von vor 10 Jahren in Erinnerung hatte - eine gemütliche Hacienda, wo der Esel nachts blökt und die Sabaneros morgens auf den Pferden zur Arbeit reiten - ist nicht mehr viel übrig. Es hat sich zu einem Ranch Hotel & Hot Springs Komplex gemausert - und das Flair von damals ist irgendwie flöten gegangen. Natürlich kommen hier abenteuerlustige Gäste auf ihre Kosten: Canopy und Rafting und Hotsprings und Wasserfälle … alles innerhalb des Refugiums gut zu erreichen und fast alles auch „inklusive“. Aber zum Beispiel den Schmetterlings- und Froschgarten gibt es nicht mehr. Nur weil ich „antizyklisch“ (also bereits vor dem Frühstück oder am späteren Abend) unterwegs bin, habe ich meine Ruhe, um allein am Wasserfall zu sitzen oder Tiere und Vögel zu beobachten. Das ist der einzige Ort, an dem ich nicht so sehr bedauert habe, dass ich meine Tour fortsetze - und mach mich schnell auf den Weg nach Monteverde.
Der Elfenwald in Monteverde
Das Navi steigt immer wieder aus - ich hab mich total verfranst. Kein Wunder, ich bin hier wirklich mitten im Nirgendwo. Das ist jedoch völlig egal, denn ich bin in ganz wunderbaren Gegenden unterwegs und genieße immer wieder fantastische Ausblicke in die grünen Hügel und bin erfüllt von den glasklaren Weitblicken. Heute hat jemand ganz viele kleine weiße Wölkchen übrig und hat sie an den knallblauen Himmel geklebt. Es ist wunderschön. Auch die Lodge ist schön (ich finde sie tatsächlich irgendwann) und werde gleich mal von einem Nasenbär begrüßt, der um mein Zimmer schleicht. Die Sonnenuntergänge, die man von der Terrasse aus erleben kann, sind fast unwirklich und in Farben, die man so nicht einmal malen kann. Glücklicherweise bin ich am nächsten Morgen wieder ganz früh unterwegs. Ich möchte so gern nochmals im Nebelwald über die Hängebrücken schlendern und den verwunschenen Wald mit seinen vielen Flechten und Moosen und all seinem Getier genießen. (Als ich vor Jahren hier war, war tatsächlich alles in buchstäblich dichtem Nebel verschollen). Obwohl ich beinahe eine der Ersten auf dem Parkplatz bin, ist am Eingang des Selvatura Park schon recht viel los. Ich gehe ganz schnell in den Wald hinein und laufe mehr oder weniger den anderen davon. Dann erst kann ich das mystische Ambiente, welches mich umgibt, in aller Ruhe genießen - und es gibt keinen Zweifel daran, warum dieser Wald auch „Elfenwald“ heißt.
Die Fahrt in den Corcovado Nationalpark
Mit diesen besonderen Bildern im Kopf, im Herzen und in der Fotografiermaschine, mache ich mich auf zu meinem längsten „Ritt“: von Monteverde bis hinunter zur Osa Halbinsel. Die Fahrt ist lang und vor der „Crocodile Bridge“ bei Tarcoles gibt es einen ewiglangen Stau. An den Krokodilen rausche ich nur vorbei - ich habe keine Lust auf Getümmel. Aber ich habe mir genügend Zeit eingeplant. Zeit, um kurz an herrlichen Stränden oder an besonderen Ausblicken anzuhalten und durchzuatmen. Dann geht es immer weiter in Richtung extrem schwarzer Wolken und als ich die gewundene Straße zum Corcovado Nationalpark erreiche, bin ich mitten in einem gewaltigen Gewitter und Alfredos Scheibenwischer geben beinahe den Geist auf. Endlich erreiche ich die Lodge und es ist wieder fast wie Heimkommen. Hier ist es immer noch so, wie vor Jahren auch. Das Konzept der Lodge ist unverändert: von einer einheimischen Familie geführt, die nachhaltige Entwicklung unterstützt, natürliche Ressourcen bewahrt und sich für lokales Wachstum einsetzt. Alles hier ist mit Holz aus der Umgebung gebaut mit vielen herrlich kreativen Details. Ich darf sogar wieder in das gleiche Häuschen einziehen und es ist ein so unbeschreibliches Gefühl, mitten im Wald zu wohnen. Mit nix drumrum außer Natur. Mein Stativ steht funktionsbereit auf der Veranda, falls die Äffchenhorde wieder vorbei kommt und ich atme mal wieder den Wald tief ein. Bei den Wanderungen auf den Trails bin ich ganz allein unterwegs und kann es kaum beschreiben, wie sehr ich das auskoste. Und auch das muss mal gesagt sein: Die Küche in der Danta Corcovado Lodge ist unschlagbar gut!!!
Wie im Paradies
Zum krönenden Abschluss der Tour habe ich mir noch zwei Übernachtungen am Strand ausgedacht. Auf halber Strecke zurück Richtung San José einen entspannten Aufenthalt am Playa Matapolo ist die Idee. Dort hab ich mein „Luxus-Zelt“ bezogen und bin der Meinung, so siehts wahrscheinlich im Paradies aus. Kilometerlange, einsame Strände - von meiner Unterkunft zum Pazifik sind es keine 50 Meter, zum Pool sind es genau 5 Meter. Es ist menschenleer. Auch kein weiterer Gast ist da. Ich sitze in meinem Schaukelstuhl vor dem Zelt und staune auf den unüberhörbaren Pazifik. Und es ist wohl auch ein Faultier-Eldorado, denn bei einem kleinen Spaziergang durch die Bäume direkt am Strand, kann ich Faultiere entdecken, die ungelogen in „Poserlaune“ sind. Es geht mir so richtig gut. Ich habe eine fantastische Tour hinter mir, habe grandiose Fotos geschossen, eine faszinierende Tierwelt erlebt, spannende Momente und auch lustige Begegnungen gehabt und tolle Menschen kennengelernt. Ich bin so oft im richtigen Moment am richtigen Ort gewesen. Alles ist, wie es sein soll. Bis auf eines: In den zwei Minuten, in denen ich mir im 5 Meter entfernten Pool eine Abkühlung vom Rucksack- und Kofferpacken gönne, wird mir aus dem Zimmer mein komplettes Foto-Equipment geklaut. Ich bin noch immer fassungslos und es ist mir unerklärlich - ich war in Sichtweite. Aber es ist alles weg. Unwiederbringlich. Ende der Geschichte.
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