Im Mai 2017 lernte ich Ernesto eher zufällig kennen. Ich war in Trinidad unterwegs und wie üblich zog es mich an den Platz, auf dem Schach gespielt wurde. Schon immer treffen sich hier alt und jung und messen ihre Fertigkeiten im Denksport. Ich setzte mich zu einem jungen Mann, gefühlt Anfang 20 und war bereit eine gute Partie abzuliefern. Gefährlich konnte mir der „Kleine“ ja nicht wirklich werden. Wie ich heute weiß, irrte ich mich sehr.
Niederlage mit Nachspiel
Ernesto, eröffnete die Partie ganz ruhig und verhalten. Er beobachtete, schätzte meine Fähigkeiten und Reaktionen ab, und ehe ich mich versah, murmelte er „Schachmatt in 7.“. Wie, was, wo, wieso? Was war da gerade geschehen? Mit schnellen Handbewegungen erklärte er mir seine Gedankengänge und meinte: „… also, Ende in 7.“ Daraufhin stand er auf, entschuldigte sich mit den Worten „Sorry, ich muss zu meinen Schülern.“ Und war verschwunden.
Schachwunder mit 2355 Elo-Punkten
Verdattert wie ein Huhn saß ich da und wusste immer noch nicht, was genau gerade geschehen war. Der ältere Mann neben mir am Tisch schmunzelte und meinte nur „Tja, da hast du dir wohl den falschen Gegner ausgesucht – der Junge hat mehr als 2300 Elo-Punkte.“ Die Elo-Zahl ist eine Wertungszahl, mit der man unter anderem die Spielstärke von Schachspielern beschreibt. Je stärker der Spieler ist, desto höher ist auch seine Elo-Zahl. Mit mehr als 2355 Punkten befände sich Ernesto demnach in der Riege der FIDE-Meister. FIDE ist der internationale Schachverbund und dieser verleiht die Titel auf Lebenszeit. Allerdings muss man seine Punktzahl dafür im Spiel gegen 6 Gegner aus unterschiedlichen Ländern erreicht haben, was für einen einen kubanischen Schachspieler eher schwierig ist.
Ernesto
Der Mann begann mir mehr von dem jungen Schachwunder zu erzählen und so erfuhr ich, dass Ernesto schon seit 2006 Lehrer im Schachclub ist und Leiter des kleinen Club de Ajedrez de Trinidad. Seine Kindheit ist vor allem durch Verluste geprägt: sein leiblicher Vater verließ Ernestos Mutter direkt nach der Geburt des Sohnes, und als er 10 Jahre jung war, starb auch seine Mutter. Ernesto lebt bis heute im Haus seines Stiefvaters. Etwas Eigenes könnte er sich mit dem monatlichen Gehalt von umgerechnet etwa 30 Euro nicht leisten.
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Eine junge Karriere
Die Liebe zum Schach entdeckte er bereits mit 7 Jahren und verzeichnete erste regionale Erfolge im Alter von 9 Jahren. Sein Können blieb nicht lange unentdeckt und mit 12 Jahren holt man ihn auf eine Schule für Hochbegabte. Obwohl Ernesto sich nur mit Büchern auf die Schachpartien vorbereiten kann, wird er immer besser und nimmt erfolgreich an Wettbewerben und Meisterschaften teil. Heute zählt er zu den 50 besten Spielern des Landes.
Ein Laptop als Lernhilfe
Als ich von den Schicksalsschlägen und einfachen Lebensverhältnissen des jungen Mannes erfahre, wächst in mir sofort der Wunsch irgendetwas für ihn tun zu wollen. Zurück in Deutschland fragte ich in meinem Bekanntenkreis, ob irgendjemand einen nicht mehr genutzten Laptop zur Verfügung stellen könnte. Damit könnte Ernesto sich das Programm Schach Engines holen und zukünftig – ganz ohne veraltete Bücher – die Strategien und Spielzüge seiner Gegner studieren.
Seine Reaktion berührt mein Herz
Als klar ist, dass ich im Juni 2018 nach Kuba fliegen werde, und zwar inklusive Laptop, gesponsert von travel-to-nature für Ernesto, setze ich ihn davon in Kenntnis. Seine Reaktion hat mich gleichermaßen schmunzeln lassen und mein Herz berührt. Er sagte: „Enrique, ich will ehrlich zu dir sein: ich werde auf diesem Laptop auch ab und zu mal Musik hören und ich möchte euch das irgendwann zurückzahlen. Versprochen!“ Daraufhin erwiderte ich nur: „Gerne, aber nicht mit Geld. Erklär mir beim nächsten Treffen einfach noch einmal ganz in Ruhe, wie ich damals in Trinidad verloren habe. Dann sind wir quitt.“
Und genau das hat Ernesto gemacht, gleich, nachdem er sich das wichtige Programm Schach Engines auf seinem ersten Laptop installiert hat. Es war toll zu sehen, wie sehr so eine kleine Geste, die mich nicht mehr als ein paar Kontakte fragen gekostet hat, den 22-jährigen Ernesto glücklich gemacht hat und seinen zukünftigen Erfolg mit Sicherheit nur fördern kann.
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