Als ich mich auf die Wanderung und den Aufstieg auf den Acatenango vorbereitet habe, habe ich einige gruslige Schauergeschichten gelesen. In verschiedenen Foren berichteten einige Leute von der schlimmsten und anstrengendsten Wanderung, die sie je unternommen haben, andere von Schwindel, über Kopfschmerzen bis hin zu Erbrechen aufgrund der Höhe. Alles in allem nicht sehr ermutigend. Hier möchte ich nun meine Eindrücke schildern.
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Ein paar Fakten zum Vulkan Acatenango & Fuego
Der Vulkan Acatenango ist ein Vulkan in der Nähe der Stadt Antigua in Guatemala. Mit einer Höhe von 3.976 m ist er einer der höchsten Schichtvulkane Mittelamerikas. Gemeinsam mit dem anliegenden Volcán de Fuego bilden sie den Vulkankomplex „La Horqueta“. Der Vulkan Acatenango brach 1972 das letzte Mal aus, ganz im Gegensatz zu seinem Nachbar, dem Volcán de Fuego, bei dem man aktuell fast alle 15-30 Minuten eine spektakuläre Eruption bewundern kann. Der Fuego ist etwas kleiner, mit einer Höhe von 3.763 m aber immer noch beeindruckend. Immer wieder kam es in den vergangenen Jahren es zu heftigeren Eruptionen, wie z.B. in 2018, als es zum schwersten Ausbruch seit 40 Jahren kam, bei dem auch einige Menschen ums Leben kamen. Der letzte große Ausbruch ereignete sich am 10./11. Dezember 2022 mit einer hohen Lavafontäne, bei dem jedoch niemand verletzt wurde. Seit Jahren stehen die Vulkane unter ständiger Beobachtung - dennoch ist es wichtig zu erwähnen, dass der Aufstieg gefährlich sein kann und die Natur ist unberechenbar.
Vorbereitung
Da wir etwas zu spät dran waren mit unserer Buchung entschieden wir uns für eine Privattour bei V-Hiking. Eine gute Entscheidung wie sich später herausstellte. Über WhatsApp wurde uns mitgeteilt, was wir für den Aufstieg benötigen würden. Darunter mind. 3 Liter Wasser pro Person, warme Kleidung, Rucksack und Snacks. Wasser und ein paar Müsliriegel besorgten wir uns am Abend zuvor, dann wollte ich am liebsten gar nicht mehr so viel darüber nachdenken, mein Kopf war voll mit all den Horrorgeschichten, die ich gelesen hatte.
Der Aufstieg
Um kurz vor 8 Uhr wurden wir von einem Fahrer abgeholt und in ein kleines Dorf nahe des Acatenango gefahren. Dort bekamen wir von der Mutter des Hauses ein sehr leckeres Frühstück, mit Bohnen, Ei und Tortillas sowie Kaffee und Tee. Außerdem durften wir uns mit allem möglichen Equipment ausstatten, wie Handschuhen, Mützen, Rucksäcke, warme Jacken etc. Gut gestärkt konnten wir so als erste Gruppe mit dem Aufstieg des Vulkans, gemeinsam mit unserem Guide, beginnen. Den ersten Kilometer mussten wir uns eine ziemlich steile Straße aus zentimeterhohem Geröll hochquälen, bis wir endlich auf dem „richtigen“ Weg ankamen. Ein Weg genau nach meinem Geschmack. Klein, verschlungen, durch flechtenverhangene Bäume hindurch und ein paar interessant klingende Vogelstimmen, deren Besitzer sich leider nicht blicken ließen. Wir machten viele kleine Päuschen, immer nur 5 Minuten, tranken ganz viel, und erreichten schließlich den Punkt, an dem es eigentlich nur noch geradeaus bis zum Base Camp geht. Eine 10 Minuten-Wohltat für die Beine. Gegen 13:30 Uhr erreichten wir das Camp nach nur 4,5 Stunden Aufstieg. Und sofort belohnte uns der Vulkan Fuego mit einem fantastischen Ausbruch. Ich war einfach nur hin und weg.
Der Vulkan Fuego
Da wir genügend Zeit hatten uns zu erholen, wagten wir auch den Aufstieg auf den Volcán de Fuego. 1,5 Stunden bis dorthin schätzte unser Guide. Zuerst ging es ziemlich steil hinab, nur um dann direkt wieder ziemlich steil hinaufzugehen. Mit meinen Sportschuhen ohne nennenswertes Profil eine echte Herausforderung, die ich nur dank der von unserem Guide gefundenen Wanderstöcke meisterte. Doch die Plackerei lohnte sich, ganz oben erwartete uns ein fantastischer Ausblick. Die Sonne ging gerade hinter den Wolken unter, wir konnten mindestens sechs verschiedene Vulkane sehen und vor uns ragte der mächtige Fuego auf. Wir mussten nicht lange warten, da rumorte es unter unseren Füßen und der Vulkan brach direkt vor uns aus. Extrem beeindruckend, aber auch ein wenig angsteinflößend, wie die Fels- und Lavabrocken vor uns in den Abgrund rollten und die riesige Aschewolke über uns in den Himmel stieg. Während ich den Ausbruch direkt vor uns filmte, fragte ich meinen Freund "Aber die Steine können uns hier nicht treffen, oder?"- Ganz sicher war es sich allerdings auch nicht. Wir waren wirklich verdammt nah dran. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb, mein bisher beeindruckendstes Naturerlebnis in meinem Leben. Nachdem die Sonne untergegangen war, wurde es schnell frisch. Zum Glück hatten wir warme Klamotten und eine Taschenlampe dabei. Der Rückweg erwies sich als extrem kräftezehrend und ich war sehr froh, als wir zurück im Base Camp am wärmenden Lagerfeuer, mit einem heißen Kakao und Spaghetti mit Tomatensoße saßen. Dazu den fantastischsten Ausblick. Denn mit der Dunkelheit konnten wir auch die glühend rote Lava erkennen, die in Strömen die Hänge des Volcán de Fuego hinunterfloss. Ein wahres Spektakel. Man wäre am liebsten die ganze Nacht wach geblieben, wäre man nicht so erschöpft gewesen und wäre es vielleicht 10 bis 15 Grad wärmer.
Der Abstieg
Die morgendliche Wanderung auf den Gipfel des Acatenango ließen wir sausen, der Ausblick von unserem Zelt war schön genug und so saßen wir pünktlich zum Sonnenaufgang in unsere Schlafsäcke gewickelt da und genossen das Schausipel. Es war einfach unbeschreiblich. Während man die ganze Nacht hindurch das Knallen der Explosionen hörte, erstrahlte die Welt im Licht der aufgehenden Sonne plötzlich wieder zahm und friedlich. Ganz schnell wurde es auch wieder wärmer und als wir gegen 7 Uhr, nach unserem Frühstück den Abstieg antraten, konnte man schon fast wieder im T-Shirt gehen. Der Rückweg nahm nur etwa die Hälfte der Zeit in Anspruch, viele der anderen Gruppen rannten den gesamten Weg hinunter, was ich aber auf gar keinen Fall empfehlen würde. Das Verletzungsrisiko und auch die Belastung für die Knie, wäre mir persönlich zu hoch gewesen. Also liefen wir ganz gemütlich und erreichten gegen 10 Uhr den Ausgangspunkt, wo bereits ein Fahrer auf uns wartete.
Meine Empfehlungen für die Vulkanbesteigung
Ein paar Dinge habe ich ja schon genannt. Wichtig ist viiieeel zu trinken. Die Flüssigkeit erleichtert dem Körper die Aufnahme von Sauerstoff. Außerdem wichtig sind warme Kleidung, also auch Handschuhe, Mütze, dicke Socken und vor allem eine dicke Jacke. Dazu Schuhe, am besten Wanderschuhe mit gutem Grip, da man häufig auf rutschigem Geröll unterwegs ist und auch der Weg nach oben oft sehr glitschig sein kann. Wanderstöcke haben sich ebenfalls als äußerts hilfreich erwiesen, diese kann man wahrscheinlich ebenfalls ausleihen, oder man sucht sich etwas auf dem Weg – so wie ich. Außerdem zu empfehlen sind ein paar kleine, energiebringende Snacks, wie Müsliriegel. Wer möchte kann sich auch ein Fernglas mitbringen, dann ist man nochmal deutlich näher dran am Geschehen und natürlich eine Kamera, obwohl es das Handy natürlich auch tut. Hier ein Tipp: Kamera und Handy mit in den Schlafsack nehmen! Sonst ist am nächsten Tag die Batterie leer ;-) Schlafsachen und Wechselkleidung kann man sich getrost sparen, es ist so kalt, dass zumindest ich gar keine Lust hatte, mich umzuziehen und man kann ja dann im Hotel am nächsten Tag ausgiebig duschen.
Ansonsten bleibt mir nur noch zu sagen, dass ich die Tour, für alle die sich trauen, absolut empfehlen kann. So etwas beeindruckendes sieht man selten im Leben. Und glaubt den ganzen anderen Beschreibungen im Internet nicht zuu sehr. Wer in Deutschland, Österreich, Schweiz schon einmal gewandert ist, der schafft diese Wanderung locker.
Reisevorschlag
Naturreisen mit travel-to-nature
- Einzigartige Naturmomente
- Perfekte Organisation
- Exzellente Naturguides
- Transparentes Engagement
- Handverlesene Unterkünfte
Grüner Mehrwert
- Pro Teilnehmer spenden wir 25€ an unser Moorschutz-Projekt in Litauen
- Transparentes Engagement für den Natur- und Artenschutz