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Der Wolken umhangene Vulkan Chimborazo.

Vulkan Chimborazo

Das Dach Südamerikas

travel-to-nature / 17.08.2017 Blog author avatar

Auf seiner Forschungsreise durch Südamerika bestieg der renommierte Wissenschaftler Alexander von Humboldt im Juni 1802 den Chimborazo. Zumindest fast, die einsetzende Höhenkrankheit und eine Gletscherspalte ließen ihn an einer Komplettbesteigung scheitern. Wieder in seinem Lager beschrieb er den 6.267 m hohen Berg als den höchsten Berg der Welt. Ein paar Jahrzehnte später wurden jedoch die Berge des Himalaya kartographisch erfasst und höhenvermessen. Mit 8.848 m trägt seitdem der Mount Everest den Titel „Dach der Welt“.

Doch in gewisser Weise hatte Humboldt trotzdem Recht. Nimmt man die Distanz zum Meeresspiegel, ist der Chimborazo vielleicht nicht der höchste Berg. Doch aufgrund seiner Lage in unmittelbarer Äquatornähe, ist der Gipfel der am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernte Punkt der Erde. Denn die Erdkugel ist nicht perfekt kugelförmig, sondern an den Polen leicht abgeplattet und am Äquator entsprechend gewölbter.

Knapp unterhalb der Schneegrenze

Wie alle Berge in den ecuadorianischen Anden ist der Chimborazo vulkanischen Ursprungs. Doch sein letzter Ausbruch wird auf etwa 550 n.Chr. datiert, somit kann er guten Gewissens als erloschen bezeichnet werden. Auf der Fahrt von Riobamba nach Salinas komm ihr dem imposanten massiv ganz nah: Die Straße führt direkt am Eingang in das Naturreservat vorbei. In der kargen Landschaft grasen Vicuñas, die wilden Verwandten der Alpakas, und von einem Moment auf den anderen kann es anfangen zu schneien. Unbedingt einen Pulli einpacken, auch wenn ihr nur auf der Durchfahrt vorbeischaut.

Wer ein bisschen Höhenluft schnuppern möchte, kann von der Carrel-Hütte (4.850 m) bis zur Whymper-Hütte (5.000 m) knapp unterhalb der Schneegrenze laufen. Eine Gipfelbesteigung ist zwar technisch vergleichsweise einfach, erfordert aber unbedingt ein gutes Höhentraining. Um erneut Humboldt zu bemühen: Vielleicht liegt die ästhetische Erfahrung gar nicht in der Aussicht von, sondern im Anblick der Berge. Besonders eindrucksvoll ist der z. B. vom Parque 21 de Abril in Riobamba, idealerweise bei Sonnuntergang. Oder von der Laguna Colta und der Kirche La Balbanera aus.

Eine Bergstraße führt hinauf in Richtung des Vulkans Chimborazo.
Der schneebedeckte Vulkan Chimborazo.

Das Eis vom Chimborazo

In der Vorstellung der indigenen Bevölkerung ist der Chimborazo ein heiliger Berg. Die Puruhá repräsentieren ihn als Taita Chimborazo (dt.: Vater Chimborazo), den Mann von Mama Tungurahua, und verehren ihn als ihren Stammvater. Eine ganz besondere Beziehung zum Chimborazo hat Baltazar Ushca: Er ist der letzte hielero, der nach alter Tradition mit seinen Mauleseln zu den Eisminen am Gletscher steigt, Eisblöcke herausschlägt und sie zum Markt in Riobamba bringt. Dort bereiten die Marktfrauen daraus leckere Fruchtsäfte zu. Bevor es Kühlschränke gab, war das Eis vom Chimborazo sehr gefragt und mehrere Dutzend Männer machten sich auf den Weg zu den Gletschern.

Heute ist nur noch der über 70-jährige  Baltazar übrig geblieben. Dafür ist er inzwischen zu  einer Art Touristenattraktion geworden und verdient gutes Geld damit. Auch die Verwaltung unterstützt ihn und die Bewahrung des Wissens der hieleros: 2015 begann das Projekt „Sendero de los Hieleros“, das besseren Zugang für Touristen schaffen soll. Und Baltazar soll maßgeblich als Guide und bei der Ausbildung weiterer Guides mitwirken. Hier findet ihr eine Dokumentation aus dem Jahr 2012, die in sehr schönen Bildern von dem letzten hielero berichtet.


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